Der Beruf des Physiotherapeuten ist aus dem heutigen Gesundheitswesen nicht mehr wegzudenken. Ohne die Arbeit der Physiotherapeuten in der Prävention, der kurativen und rehabilitativen Medizin würden sich auch die Erfolge der modernen Medizin in der Praxis, in Krankenhäusern und in der Rehabilitation heute nicht einstellen.
Unübersehbar ist der Trend bei Ärzten und Patienten zu nebenwirkungsfreien, natürlichen Heilmethoden, die den Patienten effektiv helfen, ohne sie gleichzeitig mit mehr oder weniger schädlichen Nebenwirkungen zu belasten. In enger Kooperation mit dem behandelnden Arzt leistet der Physiotherapeut an und mit den Patienten eine anspruchsvolle und medizinisch notwendige Arbeit. Auch für Blinde und Sehbehinderte bietet der Beruf des Physiotherapeuten interessante Möglichkeiten. Der „Verband Physikalische Therapie – Vereinigung für die physiotherapeutischen Berufe (VPT) e.V.“ bietet blinden und sehbehinderten Kolleginnen und Kollegen eine starke Interessenvertretung durch eine eigene Sektion auf Landes- und Bundesebene.
Die breit gefächerte Regelausbildung zum Physiotherapeuten an staatlich anerkannten Schulen dauert 3 Jahre und endet mit der staatlichen Abschlussprüfung. Die Regelausbildung umfasst
sowohl den theoretischen und praktischen Unterricht (2.900 Stunden) als auch die praktische Ausbildung (1.600 Stunden).
Die Verknüpfung von theoretischen und praktischen Ausbildungselementen kann die jeweilige Ausbildungsstätte selbst gestalten. Die Bandbreite der Ausbildungsinhalte umfasst ein umfangreiches
Spektrum:
A. Theoretischer und praktischer Unterricht | |
Berufs-, Gesetzes und Staatskunde | 40 Stunden |
Anatomie | 240 Stunden |
Physiologie | 140 Stunden |
Allgemeine Krankheitslehre | 30 Stunden |
Spezielle Krankheitslehre | 360 Stunden |
Hygiene | 30 Stunden |
Erste Hilfe und Verbandtechnik | 30 Stunden |
Angewandte Physik und Biomechanik | 40 Stunden |
Sprache und Schriftentum | 20 Stunden |
Psychologie / Pädagogik / Soziologie | 60 Stunden |
Prävention und Rehabilitation | 20 Stunden |
Trainingslehre | 40 Stunden |
Bewegungslehre | 60 Stunden |
Bewegungserziehung | 120 Stunden |
Physiotherapeutische Befund- und Untersuchungstechniken | 100 Stunden |
Krankengymastische Behandlungstechniken | >500 Stunden |
Massagetherapie | 150 Stunden |
Eletro-, Licht- und Strahlentherapie | 60 Stunden |
Hydro-, Balneo-, Thermo- und Inhalationstherapie | 60 Stunden |
Methodische Anwendung der Physiotherapie in den medizinischen Fachgebieten | 700 Stunden |
Zur Verteilung auf alle Fächer | 100 Stunden |
Insgesamt | 2.900 Stunden |
B. Praktische Ausbildung an Krankenhäusern und anderen geeigneten Einrichtungen | |
Chirurgie | 240 Stunden |
Innere Medizin | 240 Stunden |
Orthopädie | 240 Stunden |
Neurologie | 240 Stunden |
Pädiatrie | 160 Stunden |
Psychatrie | 80 Stunden |
Gynäkologie | 80 Stunden |
Zur Verteilung auf alle Fachgebiete | 240 Stunden |
Sonstige Einrichtungen, Exkursionen | 80 Stunden |
Insgesamt | 1.600 Stunden |
C. Prüfung | |
D. Erlaubnisurkunde zur Führung der Berufsbezeichnung "Physiotherapeut" nach 3 Jahren Ausbildung |
Neben der „klassischen“ dreijährigen Ausbildung an Berufsfachschulen bieten immer mehr Fachhochschulen und Universitäten akademische Ausbildungswege zum Bachelor oder Master an. Zumeist sind dies
Studiengänge, die auf die Berufsfachschulausbildung aufsatteln; aber auch grundständige, und somit komplett akademische Ausbildungen, sind im Kommen.
Ergänzungsausbildung zum Physiotherapeuten für Masseure und medizinische Bademeister
Sonderregelungen bestehen für Bewerber, die bereits über eine abgeschlossene Berufsausbildung als Masseur und medizinischer Bademeister verfügen (Ergänzungsausbildung).
Je nach Dauer der Berufstätigkeit und nachgewiesener Fort- und Weiterbildung kann ein Masseur und medizinischer Bademeister in 18, 12 oder 9 Monaten in Voll- und Teilzeitausbildung (ggf. kombiniert
mit Fernunterricht) die Krankengymnastik zusätzlich erlernen und Physiotherapeut werden.
Voraussetzung für die Ausbildung zum Physiotherapeuten ist der mittlere oder ein diesem gleichgestellter Bildungsabschluss. Die Ausbildung findet an staatlich anerkannten privaten oder
staatlichen Schulen statt.
Die staatlichen Schulen bieten die Ausbildung zumeist kostenfrei an, Kosten für eventuelle Unterbringung sowie Lernmittel und Berufskleidung müssen jedoch vom Lehrgangsteilnehmer selbst getragen
werden. Nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung erhält der Absolvent die Erlaubnis, die Berufsbezeichnung „Physiotherapeut“ zu führen.
Ein Mindestalter für Bewerber gibt es seit dem 24.10.2008 nicht mehr. Bewerber sollten eine gewisse persönliche Reife mitbringen, die für die therapeutische Arbeit am Menschen unerlässlich
ist.
Die körperliche Eignung zur Ausübung des Berufes muss durch Vorlage eines ärztlichen Zeugnisses nachgewiesen werden. Kontaktfähigkeit, Einfühlungsvermögen, soziales Verantwortungsbewusstsein,
Teamgeist und die Bereitschaft, sich fachlich immer „on top“ zu halten, sind sicherlich wichtige Voraussetzungen für die Ausübung dieses Berufes.
Die gesetzlichen Grundlagen für die Ausbildung und Prüfung der Physiotherapeuten sind das „Gesetz über die Berufe in der Physiotherapie (Masseur- und Physiotherapeutengesetz – MPhG)“ vom 26. Mai
1994 und die „Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für Physiotherapeuten (PhysTh-APrV)“ vom 6. Dezember 1994. Durch das neue Berufsgesetz wurde übrigens auch die frühere Berufsbezeichnung
„Krankengymnast“ durch die Bezeichnung „Physiotherapeut“ ersetzt.
Der Physiotherapeut ist in zahlreichen und unterschiedlichsten Fachgebieten der Medizin gefordert. Das Spektrum reicht von der Orthopädie / Traumatologie über Innere Medizin, Pädiatrie,
Psychiatrie, Neurologie, Neurochirurgie, Chirurgie, Gynäkologie bis hin zur Geriatrie und Sport- und Arbeitsmedizin.
Dem Physiotherapeuten steht dabei ein umfangreiches Repertoire an Behandlungstechniken zur Verfügung:
Der Physiotherapeut arbeitet kurativ, rehabilitativ und präventiv sowie im Bereich der Medical Wellness.
Prävention
Die Prävention hat die Aufgabe,
Die Prävention hat damit die wichtige Funktion, Vorsorge zu treffen, dass unsere immer älter werdende Gesellschaft nicht zwangsläufig auch immer kränker wird. Hier bieten sich dem
Physiotherapeuten vielfältige Möglichkeiten, sein Wissen an die Frau und an den Mann zu bringen.
Kurative Medizin
Die kurative Medizin setzt dann ein, wenn bereits Erkrankungen aufgetreten sind und diese beseitigt oder zumindest gelindert werden sollen. Der Physiotherapeut untersucht den Patienten in der Regel
auf Basis der ärztlichen Verordnung und entwirft nach Auswertung der Befunde speziell auf den Patienten ausgerichtete Behandlungskonzepte. Das setzt umfangreiches medizinisches Wissen und enge
Kooperation mit dem behandelnden Arzt bzw. Angehörigen anderer Gesundheitsberufe voraus.
Rehabilitation
Die Wiedereingliederung in das Berufs- und Privatleben ist Ziel der Rehabilitation. Eine zügige Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit und die Stärkung der sozialen Reintegration dient nicht nur dem
Wohle des Patienten, was selbstverständlich vorrangig ist, sondern durch die damit verbundenen gesamtwirtschaftlichen Effekte auch der Gesellschaft insgesamt. Der Kostensenkungsaspekt rückt die
Rehabilitation in eine zentrale Position im Gesundheitswesen. Nicht von ungefähr gibt es Schlagworte wie „ambulant vor stationär“ oder „Rehabilitation vor Rente“. Auch in diesem Bereich findet der
Physiotherapeut ein umfangreiches Aktionsfeld.
Medical Wellness
Dem gesteigerten Bedürfnis der Bevölkerung nach gesunder Lebensweise entspringt das weite Tätigkeitsfeld der „Medical Wellness“. Hier ist der Physiotherapeut mit seiner qualifizierten Ausbildung der
perfekte Partner für alle gesundheitsorientierten Menschen.
Der Physiotherapeut kann je nach persönlichen beruflichen Zielsetzungen und Interessen unter verschiedensten Einsatzmöglichkeiten wählen
Es führt kein Weg daran vorbei: Wer mit dem rasanten Fortschritt in der Medizin Schritt halten will, muss sich fachlich ständig auf dem neuesten Stand halten. Unabdingbar für eine
qualitativ hochwertige Versorgung der Patienten – und auch nicht zuletzt für den persönlichen beruflichen Erfolg – ist eine konsequente Fort- und Weiterbildung.
Im Bereich der gesetzlichen Krankenkassen gibt es sogar eine Verpflichtung zur regelmäßigen Fortbildung.
Die Fort- und Weiterbildungsangebote ermöglichen es dem Therapeuten über die eigene Wissensbereicherung hinaus, zusätzliche Qualifikationen zu erwerben, die zur Abrechnung weiterer Therapiemethoden
mit den Kostenträgern berechtigen (z.B. sog. Zertifikatsleistungen).
Dazu gehören z.B. Weiterbildungen in
Das gesamte Fort- und Weiterbildungsspektrum bietet Möglichkeiten für die verschiedensten Interessen und Schwerpunkte. Die Fort- und Weiterbildungskurse werden in großem Umfang auch vom „Verband
Physikalische Therapie – Vereinigung für die physiotherapeutischen Berufe (VPT) e.V.“ angeboten. Diese Kurse sind speziell auf die Wünsche und Bedürfnisse von Berufstätigen ausgerichtet. Es gibt
Vortragsabende, Wochenendkurse oder ein- bzw. mehrwöchige Seminare. Die Referenten sind selbstverständlich bestens qualifiziert.
Kostendämpfung im Gesundheitswesen ist in aller Munde. Das ändert jedoch nichts daran, dass gerade der qualifizierte Physiotherapeut auch weiterhin unverzichtbar im deutschen
Gesundheitswesen bleiben wird, so dass es auch in Zukunft einen entsprechenden Bedarf gibt.
Die Physiotherapieausbildung ist stark nachgefragt, an den Ausbildungsstätten gibt es entsprechende Wartezeiten. Zielorientierte, engagierte Physiotherapeuten mit breit gefächertem Behandlungsangebot
werden mit Sicherheit auch in Zukunft ihren Weg gehen.
In privatrechtlichen Arbeitsverhältnissen wird das Gehalt frei vereinbart. Eine Orientierung für den Arbeitgeber kann der „Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD)“ sein, der für öffentliche Arbeitgeber maßgeblich ist.
Der Physiotherapeut in eigener Praxis mit Kassenzulassung wird nach den Vergütungssätzen, die zwischen den Versicherungsträgern und dem Berufsverband auf Bundes- oder Länderebene vereinbart werden,
bezahlt. Der Anteil der gesetzlich Versicherten ist in der Bundesrepublik Deutschland sehr hoch, es existieren jedoch auch zunehmend Praxen, die ausschließlich oder vorwiegend aus den Einnahmen von
Privatbehandlungen nach freier Vereinbarung leben. Das Einkommen eines Physiotherapeuten in eigener Praxis hängt von so vielen unterschiedlichen Faktoren ab, dass an dieser Stelle keine Aussage dazu
getroffen werden kann.
Ausführliche Informationen zum Beruf des Physiotherapeuten gibt es bei